Qualität passt – Quantität fehlt

Die HSG St. Leon/Reilingen fuhr am Samstag mit nur zwei Auswechselspielerinnen zum ungeschlagenen Titelanwärter der 3. Handball-Liga, der HSG Freiburg. Das Ergebnis von 28:19 (12:12) kam aufgrund des Kräfteverschleißes aber erst im letzten Spieldrittel in dieser Deutlichkeit zustande.

Bis zur 41. Minute war es eine Partie auf Augenhöhe. Die Breisgauerinnen legten immer einen, selten zwei Treffer, vor und die Gäste zogen über 3:3 (8.), 8:8 (18.) bis zum Halbzeitstand von 12:12 nach. Dies setzten sie in der zweiten Spielhälfte über 14:14 (34.) sowie 16:16 (39.) fort und gestalteten das Spiel bis zum 17:18 in der 41. Minute spannend und offen. Sie zeigten im Angriff vielfältige Kombinationen, bei denen alle Positionen beteiligt waren und verwandelten auch Freiwurfstandards. In der Abwehr arbeiteten sie konzentriert, halfen sich gegenseitig aus und somit war es auch Torfrau Clara Bohneberg möglich, etliche Torwürfe abzuwehren. Die mitgereisten Zuschauer aus St. Leon/Reilingen und die Fans am Livestream witterten schon eine kleine Sensation, als von jetzt auf gleich der Einbruch kam. Die Freiburgerinnen legten einen Sech-Tore-Lauf hin, während der HSG erst elf Minuten später ein weiterer Treffer zum 18:24 durch Jana Pahl – beste Schützin mit acht Toren – gelang. Ein weiterer Drei-Tore-Lauf der Gastgeber besiegelte das Schicksal und den demoralisierten Gästen waren in den finalen 19 Minuten lediglich zwei Torerfolge geglückt zum Endstand von 28:19 geglückt.

Mit seiner sehr übersichtlichen Bank sieht Trainer Armin Merz auch die Schwäche beim Mangel an Alternativen: “Auf diesem Niveau mit hohem Tempo und mit nur zwei Feldspielerinnen zum Wechseln konnten wir nicht mithalten. Nach 40 Minuten war der Kräfteverschleiss nicht kompensierbar und dann lässt in gleichem Maß die Konzentration nach.”

40 Minuten zeigten seine Schützlinge, dass die Qualität der abgerufenen Leistung passt und sie jedem Gegner gewachsen sind  – durch die zahlreichen Ausfälle fehlt aber eindeutig die Quantität im Kader, ohne die das Niveau über 60 Minuten nicht durchzuhalten ist. Das Ergebnis war etwas zu deutlich und die Punkte gegen die klar favorisierten Freiburgerinnen waren auch nicht eingeplant – nun heißt es, Kräfte zu sammeln, um nächste Woche zu Hause gegen Pforzheim 60 Minuten die geforderte Leistung abzuliefern.

HSG: Bohneberg, Golla, Rimpf (3/1), Baumann, Miltner, Marquardt, Brecht (1), Lederer (3), Pahl (8), Scholl (3), Nussbaumer (1)

led

“Wir hätten gewinnen müssen und können”

Wieder nichts Zählbares haben die Drittliga-Handballerinnen der HSG St. Leon/Reilingen nach dem Heimspiel am Samstag gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden vorzuweisen. Bereits zum zweiten Mal verlieren sie denkbar knapp mit einem Tor, dieses Mal zu Hause mit 20:21 (11:9).

“Das war ein Muss-Spiel, wir hätten gewinnen müssen und auch gewinnen können”, bringt es Kreisläuferin Lena Elisabeth Nussbaumer auf den Punkt und macht aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl wie auch Trainer Armin Merz: “Die Mannschaft hat gekämpft, aber es hat am Ende leider wieder nicht gereicht, weil uns die Kraft und damit auch die Konzentration ausging – wenigstens ein Unentschieden hätten wir verdient.”

Es war ein bis zum Ende offenes und spannendes Spiel, aber auch sehr torarm und von Fehlversuchen geprägt, da etliche Bälle an den Toren vorbeiflogen oder Beute der Keeperinnen wurden. Beim Stand von 4:4 in der 11. Minute wurde bis zur 18. kein einziger Treffer erzielt, da bei der HSG zudem etliche Anspiele beim Tempogegenstoß oder an den Kreis erst gar nicht ankamen und die Hessinnen auch nur Fehlwürfe  aufs Tor brachten. Die Abwehr bekam in dieser Phase die Kreisläuferin der Gäste, Katharina Keller, nicht in den Griff, die aber in der zweiten Spielhälfte wegen Kreislaufproblemen ausschied. 

Dennoch sah es beim Halbzeitstand von 11:9, der in der 36. Minute sogar zu einer Drei-Tore-Führung (13:10) ausgebaut wurde, noch nach dem ersten Erfolg aus. Selbst beim 19:19-Ausgleich sechs Minuten vor Abpfiff durch Jana Pahl (7), beste Torschützin zusammen mit Leonie Scholl (6), schwand die Hoffnung bei den Zuschauern noch nicht, die ihr Team lautstark anfeuerten.

“Wir haben in der Endphase klare Torchancen vergeben”, sieht Merz die Ursache und lobte zwar die kämpferische Leistung, die aber in dieser Phase nicht genügte. Die Abstimmung und das Aushelfen in der Abwehr funktionierte nicht ausreichend, obwohl der Gegner fast immer ins Zeitspiel gezwungen werden konnte. Im Angriff fehlte der Überblick, um beispielsweise häufig komplett  freistehende Außen erfolgreich in Szene zu setzen statt verzweifelter Einzelversuche, allein durch die gegnerische Abwehr zu kommen, was in der Endphase durchweg scheiterte. Die letzten drei Minuten beim 19:21 hätten ansonsten vielleicht zumindest zu einem Unentschieden gereicht statt nur zum unglücklichen 20:21-Enstand. 

Um die Schwäche in Drucksituationen, da hier die Struktur fehle, um einen Überblick zu behalten, weiß auch Nussbaumer: “Wir brauchen ein klares System unter Stress in den letzten Spielminuten, damit wir genau wissen, wie wir bei einem Unentschieden agieren sollen. Wir müssen in Zukunft aufhören, Einzelaktionen zu setzen, weil wir nur als Team gewinnen können.”

Das wird nächste Woche beim Favoriten in Freiburg nicht einfacher und der HSG-Coach hofft, dass seine genesenen Akteurinnen bis dahin wieder voll bei Kräften sind. 

HSG: Rimpf (3), Miltner, Brecht, Lederer, Heck (2), Pahl (7), Bohneberg, Laier, Klacar, Scholl (6), Nussbaumer 

led